Nummer gegen Kummer

Foto: Moor, Anzeiger

Gießener Allgemeine vom 04.04.2014

Applaus, Applaus
»Nummer gegen Kummer«: Friedrich-Feld-Schüler gestalteten Unterführung fürs Kinder- und Jugendtelefon

G i e ß e n (mö). Das haben die beiden Jogger auf ihrem Weg Richtung Klingelbachaue wohl noch nie erlebt. Bei der Durchquerung der Bahnunterführung zwischen Alfred-Bock-Straße und Altenfeldsweg wurden sie gestern Mittag mit Applaus und Rufen angefeuert. Die Schüler/innen der 10 K1 feierten dort ihr kurz vor dem Abschluss stehendes Graffiti-Projekt. An sieben Arbeitstagen haben sie die Unterführung unter Anleitung des Gießener Künstlers Scid für das Kinder- und Jugendtelefon gestaltet. Nach dem Verschwinden der Unterführung an der Ostanlage hat die »Nummer gegen Kummer« 08 00 11 10 333 damit wieder einen auffälligen Platz in Gießen gefunden.

Bei der gestrigen Vorstellung des gemeinsamen Projekts betonte Kerstin Preiß, Leiter des Kinder- und Jugendtelefons, die  Herangehensweise der 15- und 16-Jährigen: »Die Jugendlichen sind Experten für ihre Themen.« Was auf den zuvor kahlen Wänden auch zu sehen ist; die Graffitis handeln von Beziehungsstress, Gewalt unter Jugendlichen oder Ärger zu Hause. »Die Arbeit hier hat uns sehr weitergeholfen und Spaß gemacht«, sagte Mitmaler Max. »Ihr habt das super gemacht«, rief Scid seinen Schützlingen zu.

Auch Klassenlehrer Werner Graf und Abteilungsleiterin Doris Schlosser freuten sich für die engagierte Klasse, die tagelang in der Unterführung zugange war und sich auf das Projekt zuvor im Unterricht vorbereitet hatte. Während der Arbeit vor Ort mussten Radfahrer ihr Zweirad durch die Unterführung schieben. »Bitte absteigen«, schallte es den Radlern bei der Anfahrt auf die Bahnunterführung entgegen.

»Ihr wart mit Dynamik und Vergnügen bei der Sache«, lobte Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich die Jugendlichen. Es sei ein »tolles Projekt« geworden, das gut zur gegenwärtigen Aufbruchstimmung kurz vor Eröffnung der Landesgartenschau passe. Bei den vorbereitenden Arbeiten für das Großereignis war bekanntlich die Unterführung an der Ostanlage und mit ihr das dortige Graffito verschwunden. Weigel-Greilich: »Ich verspreche: Diese Unterführung wird bestimmt nicht zugeschüttet.«

Von ihrem Einsatz für das Schulprojekt überzeugten sich auch die Vertreter der Sponsoren, der Bürgerstiftung Mittelhessen, der Stiftung Anstoß sowie der Unternehmen Fink & Leithäuser und Immobilien Sahl. Ferner galt der Dank von Kerstin Preiß dem nahen Waldorf-Kindergarten, der die Malerkolonne nicht nur mit Wasser und Strom versorgt hatte.

 

Gießener Anzeiger vom 04.04.2014

PRÄSENTATION: Neues Graffiti-Kunstwerk des Kinder- und Jugendtelefons fertiggestellt

GIESSEN – (dmo). Die „Nummer gegen Kummer“, unter der man das Gießener Kinder- und Jugendtelefon (KJT) erreichen kann, war viele Jahre in Form von Graffiti an den Wänden der Unterführung der Ostanlage angebracht. Mit der Zuschüttung verschwand freilich auch das dortige Motiv, was die Mitarbeiter veranlasste, nach einer anderen Unterführung zu suchen, die neu gestaltet werden könnte. Nachdem im Herbst zwar mit der Bahnunterführung zwischen Alfred-Bock-Straße und Altenfeldsweg schon ein passender Ort gefunden war, jedoch das Geld für die Realisierung fehlte, konnten inzwischen genügend Mittel aufgebracht werden. Dafür dankte gestern KJT-Leiterin Kerstin Preiß allen Beteiligten und Spendern bei der Präsentation des neuen Kunstwerks. Bürgermeisterin Gerda Weigel-Greilich schloss sich den Dankesworten an und hob die „Aufbruchstimmung“ in der Stadt hervor, die dafür sorge, dass Projekte wie dieses, die einen schwierigen Start gehabt hätten, durch das Engagement vieler doch gelingen. Brita Ratzel vom Verein Eltern helfen Eltern, der das Sorgentelefon anbietet, würdigte den unermüdlichen Einsatz von Preiß, für die das Projekt zu einer wahren Herzensangelegenheit geworden sei und ohne die man es sicher nicht hätte realisieren können.

Somit ist nicht nur das Ziel erreicht worden, ein Werbemedium für das Beratungsangebot zu schaffen – auch der HR war bereits zur Berichterstattung vor Ort –, die jungen Künstler der Klasse 10K1 der Friedrich-Feld-Schule profitieren ebenfalls davon. Mit Unterstützung des Gießener Graffiti-Künstlers „Scid“ hatten sie zunächst Slogans und Motive für die Gestaltung der Unterführung entworfen, schließlich dort die Wände grundiert und in mehrtägiger Arbeit gestaltet. Einige Schüler haben sich sogar dafür angemeldet, sich in den Osterferien zu jugendlichen Telefonberatern ausbilden zu lassen. Ganze 8000 Anrufe nehmen die derzeit 35 Mitarbeiter jährlich entgegen.