Schüler im Interview mit Finanzminister Thomas Schäfer
Jeannine Heinzelmann befragt Finanzminister Thomas Schäfer zu seinen Erfahrungen mit Hass im Internet. (Foto: srs)
Gießener Allgemeine Zeitung vom 31. Mai 2017, Seite 23
Schüler löchern Minister
Klasse der Wirtschaftschule am Oswaldgarten erstellt Filme über Respekt
Gießen (srs). Sie haben Filme über Hasskommentare im Internet gedreht und Gießener in der Fußgängerzone nach ihren Erfahrungen mit Mobbing in sozialen Medien befragt: 18 Schüler der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten haben sich in einem Workshop mit dem Thema des Respekts in der digitalen Kommunikation beschäftigt. Am Dienstag haben sie dazu auch den hessischen Finanzminister Thomas Schäfer vor laufenden Kameras befragt.
Die Schüler erwiesen sich dabei als hartnäckige Interviewer. »Treffen Sie selbst auf Hasskommentare?«, fragte die 18-jährige Jeannine Heinzelmann den Minister. »Ja, das kommt schon mal vor«, hielt er kurz fest. Die Schülerin aber hakte nach, bis der Finanzminister ins Erzählen kam: »Ja, es gab einmal einen Stalker, der wirklich jede Äußerung von mir und jeden Tweet sofort mit abwegigen Äußerungen kommentiert hat.« Er habe aber Gelassenheit gelernt. »Man darf nicht alles so ernst nehmen, was andere schreiben.«
Heinzelmann und ihre Mitschülerinnen bauten das abgedrehte Interview in einen Film über Respekt im Internet ein. »Es war schon eine Ehre, mit einem Minister sprechen zu dürfen«, sagte die 19-jährige Giuliana Pitz. Ihre Arme, erzählt sie, hätten während des Interviews gezittert. Allerdings nicht aus Nervosität. »Die Kamera wurde nach ein paar Minuten schwer.«
Zwei Tage lang erstellten die Elftklässler der Höheren Handelsschule Kurzfilme, schrieben ein Lied und führten Umfragen. Anleitung erhielten sie von Journalisten, einem Dokumentarfilmer und einem Songwriter. Die Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten war eine von fünf hessischen Schulen, die an dem Projekt zum Thema Cybermobbing teilgenommen haben, das die Landesregierung und die Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien organisiert haben.
Die Landesregierung will in dem von ihr ausgerufenen »Jahr des Respekts« mit derartigen Workshops an Schulen ein Zeichen gegen Hass, Beleidigungen und Respektlosigkeit in der Gesellschaft setzen. Schäfer kam am Dienstag nach Gießen, um sich von dem Projekt ein Bild zu machen.
Die Videos und das Musikstück werden im Internet auf www.hessen-lebt-respekt.de sowie auf der Homepage der Wirtschaftsschule zu sehen sein.
Weitere Berichterstattung und Bilder:
Gießener Anzeiger vom 02.06.2017, Seite 22
Hasskommentare an Betreiber melden
INTERNET Hessens Finanzminister Thomas Schäfer spricht mit Wirtschaftsschülern über Verhalten in sozialen Medien
GIESSEN (cwa). In Hessen läuft das „Jahr des Respekts“, eine Initiative der Landesregierung gegen Hass, Beleidigungen und Respektlosigkeit in der Gesellschaft. Mit verschiedenen Aktionen wirbt sie für mehr Toleranz, Fairness, Anerkennung und Hilfsbereitschaft, zum Beispiel gegenüber Polizisten, Feuerwehrleuten und Rettungskräften, im Sport und Straßenverkehr, aber auch gegenüber Flüchtlingen oder älteren Menschen. Dabei bildet der respektvolle Umgang im Internet einen Themenschwerpunkt. Anlässlich dieser Initiative besuchte der hessische Finanzminister Dr. Thomas Schäfer die Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten (WSO) in Gießen.
Schäfer stellte sich einem Interview-Team, bestehend aus Schülerinnen der Höheren Handelsschule. Er beantwortete Fragen über seinen Umgang und seine Erfahrung in den sozialen Netzwerken. Zu Hasskommentaren gab er den Rat: „Man darf sich selbst nicht zu ernst und diese Kommentare schon gar nicht zu Herzen nehmen.“ Als Nutzer von Facebook, Instagram und Twitter sei der Minister auch immer wieder Ziel von „Hatern“, also Personen, die ihn diffamieren wollen, erzählte Schäfer. Er beantworte solche Kommentare nicht und melde sie dem Betreiber, damit sie gelöscht werden können.
Im Anschluss an das Interview besuchte er ein Video-Projekt anderer Schüler. Diese haben ein Video gefilmt und geschnitten, das für mehr Respekt im Netz werben soll. Die Schüler zeigten sich mit ihrem Projekt sehr zufrieden: „Der Schnitt ist bereits gemacht, jetzt fehlt nur noch der Ton.“ Unterstützt wurde es von der gemeinnützigen Medienblau Gesellschaft, einer Agentur mit den Schwerpunkten Pädagogik und Medienproduktion. Das gesamte Projekt lief über vier Tage und behandelte unter anderem die aktuellen Themen „Fake News“, also gezielte Falschmeldungen und „Hatespeech“, Hassreden oder angreifende Kommentare. WSO-Schulleiterin Annette Greilich betonte: „Wir öffnen unsere Schule auch für externe Experten, damit die Schüler nicht immer nur von Lehrern etwas über die Welt erfahren.“