Pluspunkte fürs Händeschütteln

Gießener Anzeiger vom 24.01.2017, Seite 24

Stadt begrüßt 30 chinesische Gastschüler aus der Partnerstadt Wenzhou / Keine Spur von „kulturellem Schock“

GIESSEN (smz). Den chinesischen Schülern gefällt es hier. „Die Deutschen sind sehr freundlich. Das Händeschütteln hat mich sehr beeindruckt. Das kenne ich aus China so nicht“, findet Zixuan Feng. Der 13-Jährige ist einer von 30 chinesischen Austauschschülern, die von Wenzhou nach Gießen geflogen sind, um für 14 Tage in eine andere Welt einzutauchen. DerAustausch wird seit 2011 von dem „Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Gießen-Wenzhou“ initiiert. Kein einfacher Schritt, doch von einem „kulturellen Schock“ war mitnichten etwas zu spüren. Im Gegenteil: Es kristallisierte sich eine erwärmend kollektive Zufriedenheit bei eiskaltem Wetter heraus. Die Blicke der chinesischen Austauschschüler suggerierten dies von vorneherein: Uns gefällt es hier – wie allesamt im späteren Gespräch mit dem Gießener Anzeiger unisono bestätigten. „Ich möchte eine andere Kultur kennenlernen und den Umgang mit Menschen üben“, sagt Feng, der für sein junges Alter schon sehr erwachsen auftritt. Auch die gleichaltrige Lei Ruotong weiß die deutschen Grundtugenden zu schätzen. Zudem findet sie die infrastrukturelle Aufmachung in der eher zweckmäßig konstruierten Studentenstadt „sehr schön.“ In ihren Ausführungen wird sie noch etwas detaillierter: „Der Straßenbau ist viel niedriger“, analysiert sie bei der Begrüßungszeremonie an der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten. Gut eingelebt hat sich auch Xingi Wang, ebenfalls 13 Jahre alt. Auch sie„mag eher Gießen“ als eine überfüllte Großstadt. „Die Landschaft habe ich sehr genossen.“ Mit ihrer Gastfamilie steht noch so einiges auf dem Programm. „Wir werden uns noch die Sehenswürdigkeiten hier anschauen“, blickt sie voraus. Aber das ist nicht alles: „Danach wollen wir noch shoppen gehen“, fügt sie mit einem breiten Grinsen an. Das schnelle Akklimatisieren in der Studentenstadt darf aber auch nicht zu sehr überraschen. Mehrere Gründe lassen sich dafür aufzählen. Zum einen bestechen die Austauschschüler durch bemerkenswerte Reife. Ein weiterer stark reinspielender Faktor: Die Begeisterung, mit der die insgesamt fünf kooperierenden Schulen am Werk sind. Im Gespräch mit Annette Greilich, Leiterin der Wirtschaftsschule, oder dem Lehrer Christoph Bach wird das sofort klar: Alle sind mit großem Enthusiasmus dabei. Greilich spricht von einer „Horizonterweiterung und der Wahrnehmung der eigenen Kultur mit anderen.“ Live-Eindrücke seien viel intensiver, eindrücklicher und somit auch effektiver „als die Kultur im Klassenzimmer zu lernen.“ Auch Bach, der Planer des Ganzen, zeigt sich von dem Austausch angetan. Neben viel Freizeit, in der die chinesischen Schüler das Leben in Deutschland kennenlernen wie auch genießen sollen, wurden zwei Ausflüge in den Verlaufsplan integriert. „Am Donnerstag waren wir in Marburg“, sagt Bach. Als nächstes Ziel wurde Frankfurt ins Auge gefasst. Um noch einmal auf Xingi Wang zurückzukommen. Sie ist zwar erstmals in Deutschland, doch zwei Wörter kann sie dann doch schon auf Deutsch: „Ja“ und „Tschüss“. Doch jetzt heißt es erst einmal: „Willkommen“.