Wie gelingt der Eintritt ins Lehrer-Leben?
Gießener Allgemeine vom 27.02.2014
Deutsch-türkisches Comenius-Projekt am Staatlichen Schulamt G i e ß e n (kw). »Die ersten 100 Tage an der Schule sind oft prägend für ein Lehrerleben «, weiß Heinz Kipp, Leiter des Staatlichen Schulamts Gießen-Vogelsberg. Wie kann dieser wichtige Einstieg gelingen? Mit dieser Frage befassen sich Experten unter Federführung der Behörde schon einige Jahre, und zwar gemeinsam mit internationalen Partnern. Nun hat eine zweijährige Zusammenarbeit mit Bursa begonnen. Eine Delegation aus der türkischen Partnerregion des Landes Hessen ist in diesen Tagen erstmals zu Gast in Gießen.
Im Rahmen des Programms Comenius Regio der Europäischen Union haben die Gießener in den letzten Jahren mit Kollegen aus dem spanischen Granada Informationen für Berufsanfänger oder auch Schulwechsler erarbeitet. In Deutschland sind sie als Buch erschienen unter dem Titel »Bausteine zum Berufseinstieg in die Schule«.
Mit den türkischen Partnern soll nun der »Praxistest« folgen, erklärten Kipp, Schulamtsdirektor Rolf Heckeroth – Projektleiter auf Gießener Seite – und weitere Beteiligte. In Mittelhessen machen 20 Schulen mit. Sie erhalten die »Bausteine«, um sie als Ordner oder im Schul-Intranet Neulingen zur Verfügung stellen zu können. In einem Dreivierteljahr werden sie zum Erfolg befragt. Sollten sich dabei neue Erkenntnisse ergeben, so könnten diese in eine Neuauflage des Buchs eingehen. Weitere Partner sind die Justus-Liebig-Universität, die Lehramtsstudenten einbezieht, und die Friedrich-Feld-Schule. Die sechs Gäste aus der Türkei kommen von zwei Schulaufsichtsbehörden und aus einer beruflichen Schule. Seit Sonntag sind sie hier, am heutigen Donnerstag reisen sie wieder ab. Neben Fachgesprächen gehört auch Kultur und Freizeit zum Programm. Kipp: »Europa wird nur dann zu einem Ganzen, wenn die Menschen erleben, wie die anderen im Alltag arbeiten und leben.« So haben die Partner die FFS besucht, wo sie – so Schulleiterin Annette Greilich – von vielen Schülern auf Türkisch Auskunft über das Schulleben erhielten. Aus solchen Comenius-Projekten könnten langfristige Freundschaften und Bekanntschaften entstehen, betont Heckeroth. Er habe immer noch Kontakt zu einstigen schottischen Partnern. Diese zeigten viel Interesse am aktuellen Projekt und verwendeten nun – ohne formalen Rahmen – die deutsch-spanischen Arbeitsergebnisse. Das hessische Kultusministerium habe den Lehrer-Berufseinstieg mittlerweile ebenfalls in den Fokus gerückt und zum »Thema hoher Priorität« erklärt, ergänzt Kipp. Der Schritt von der Universität in eine bestimmte Schulstruktur sei für junge Lehrerinnen und Lehrer in ganz Europa eine besondere Herausforderung.