Ein Bericht zum Anne-Frank Tag der WSO

Diese Deutschstunde war eine etwas andere. Im Vorfeld wurden wir über die Teilnahme am Anne-Frank-Tag informiert und durften einige Informationen zu dieser wundervollen, leider von den Nazis ermordeten Person sammeln. Uns wurde bekannt gegeben, dass die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Schulformen der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten einige Beiträge vorbereitet hatten und uns diese in der Aula vorstellen würden. Wie toll, herzvoll und vor allem zum Nachdenken anregend diese Vorstellungen jedoch waren, wurde uns im Vorfeld nicht verraten.

Um 11 Uhr gingen wir mit Frau Niquet zur Aula der WSO/Max Weber, welche in der Mitte des Schulhofes in der Georg-Schlosser Straße gelegen ist. Kurz darauf begannen schon die Vorstellungen. Der heutige Tag lief unter dem Motto “Anne Frank Tag – Der Geschichte auf der Spur” ab, wobei es nicht nur um die Schandtaten der Bürger im Nationalsozialismus ging, sondern auch um heutige Formen von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung.

Passend zu diesem weit gefächerten Thema gab es einige wirkungsvolle Beiträge der Schülerinnen und Schüler der WSO. Zuerst begrüßte unser Schulleiter Herr Dormagen alle herzlich zu dieser Veranstaltung und gab uns eine kurze Info zu der Person Anne Frank und ihrer Geschichte. Eine Schülerin aus der Klasse 12G1 begleitete uns im Laufe des ganzen Vortrags durch ihre sehr gut einstudierten Vorstellungen und Denkanstöße. Es gab zahlreiche Darbietungen unter anderem von dem Kurs “Darstellendes Spiel”, welcher in der 12. Klasse von Frau Schneider und Frau Diehl geleitet wird, einem Gitarre spielenden Schüler, Beiträge aus den Klassen des Fremdsprachen-Sekretariats und einer sehr harmonischen Darbietung des Liedes “Stand Up” (Cynthia Erivo) von einer Schülerin aus der 12.Klasse. Auch eine Klasse aus unserem Jahrgang, die 11G3, hatte einen wirklich eindrucksvollen Vortrag vorbereitet. In den vielen Darbietungen wurde das Leben von Anne Frank und ihr schrecklicher Leidensweg thematisiert. Die zwei Vorstellungen der DS-Gruppe befassten sich einmal mit der kopflosen Handlung Hitlers zur Zeit des Nationalsozialismus und den wenigen Stimmen, welche sich damals gegen seine äußerst einflussreiche Art wendeten. Dort wurden viele Gruppen erwähnt, die zur NS-Zeit verfolgt, beleidigt und deportiert wurden. Unter anderem waren es Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle und Farbige, die das Leid über sich ergehen lassen mussten. In der zweiten Darstellung des DS-Kurses ging es darum, dass die Hetze von Adolf Hitler und seinen Befürwortern wie eine Flamme (Kerze) durch Ignoranz und Wegsehen am Leben gehalten wurde. Die Ignoranz zur NS-Zeit wurde von den Schülern in Form von schlechten Angewohnheiten dargestellt. Die Schüler stellten ihre schlechten Verhaltensweisen ab und besserten sich, wodurch sie gemeinsam das Licht Hitlers löschen konnten. Im übertragenen Sinne geht es hierbei um die Ignoranz vieler Menschen zur damaligen Zeit, welche sich jedoch durch einige mutige Entscheidungen zur Konfrontation änderten und somit etwas gegen die Tyrannei Hitlers bewirken konnten.

Der Gitarre spielende Schüler sang zwei Lieder über interkulturelles Verständnis, Akzeptanz und Liebe. Auch seine Vorstellung war wirklich gut und erzeugte aufgrund seiner emotionalen Stimmlage und Intonation Gänsehaut.
Die Klasse des Fremdsprachensekretariats erstellte verschiedene Videos zu den persönlichen Ansichten von Rassismus und was man dagegen tun kann. Es wurden auch Videos von Schülern mit Migrationshintergrund gezeigt, in denen sie sich klar gegen Rassismus gestellt haben und uns bedeutungsvolle Botschaften wie “Verschließe nicht deine Augen davor” mitgaben. Die zweifache Performance des Songs “Stand Up” sorgte für einen sehr schönen Moment unter den Schülern. Alle standen auf und klatschten/sangen im Rhythmus des Songs mit, was ein schönes Gefühl von Verbundenheit und Dankbarkeit für dieses (nun) gute Leben erzeugte. Die Art und Weise, wie der Song von dem Mädchen interpretiert und gesungen wurde, war ziemlich eindrucksvoll, genauso wie ihre tolle Stimme.

Die 11G3 hatte über einige Stolpersteine in Gießen berichtet und ziemlich ausführlich die Geschichte der Menschen hinter diesen Gravuren analysiert und wiedergegeben. Auch dieser Vortrag zeigte, dass man von alten Ereignissen lernen sollte und nicht aufgrund vergangener Zeit wegschauen sollte.

Es gab noch einige weitere Vorträge, unter anderem die Geschichte eines geflüchteten Mädchens aus Lollar (Inran), welche von einer Schülerin der 12G vorgetragen wurde. Auch ein Beitrag zum Thema Diskriminierung von Frauen öffnete einigen die Augen. Bei dieser Darstellung von häuslicher Gewalt und der schlechten Behandlung von Frauen, insbesondere durch Männer, wurde einmal mehr die Schattenseite des Lebens deutlich. Die Stimme einer Schülerin, die den Schutz von Frauen betonte, stand aber immer im Vordergrund. Der Fakt, dass 80% der Frauen schon einmal Diskriminierung und eine andere Behandlung aufgrund ihres Geschlechts erfahren mussten, und jede 3. Frau in Deutschland akut benachteiligt wird, ließ einige aufhorchen. Selbst für mich war diese hohe Quote ein sehr überraschender, aber auch trauriger Fakt. Immerhin sollte man meinen, wir leben jetzt im 21. Jahrhundert und dass somit solch primitive Verhältnisse nicht mehr existieren würden.

Insgesamt passen alle Vorträge sehr gut zum Oberthema des Anne Frank Tags. Durchgängig bauten sich die Themen Diskriminierung und Hass gegen bestimmte Bevölkerungsgruppen/Ethnien/… von der Zeit des NS bis hin zur Moderne auf. Was man aus den Taten lernen kann und vor allem wie man selbst gegen solche Erfahrungen vorgehen kann, wurde auch am Ende eines jeden Beitrages deutlich beleuchtet. Welcher Vortrag mir am Besten gefallen hat, ist sehr schwer zu sagen, da alle ihren gewissen Charme und ihre Finesse hatten. Müsste ich mich jedoch zwingen, würde ich die Performance des Songs und die Mini-Theaterstücke des DS-Kurses als beste einstufen. Bei manchen Rednern könnte man die Lautstärke etwas verbessern, dies ist jedoch Meckern auf hohem Niveau.

Als Tipp für den nächsten Anne-Frank-Tag wäre eine bessere Sensibilisierung einiger Schüler mit den entsprechenden Themen, da schon einige lachten oder sich einen Spaß vom Gesagten machten. Insgesamt jedoch war der Tag sehr gelungen und informativ. Ich persönlich konnte einige Dinge aus den Vorstellungen mitnehmen, da sie einem einmal mehr die unverschönte Realität ohne jegliche Filter vor die Augen hielten und sehr eindrucksvoll die Themen aufgearbeitet hatten.

Zum Schluss möchte ich gerne mein Lob an alle Beteiligten aussprechen. Ich bewundere das hohe Organisationstalent hinter den vielen Vorstellungen seitens der Schüler, aber auch vonseiten der Lehrerinnen und Lehrer. Die Vorstellungen und Darbietungen waren wirklich gelungen und hoffentlich wird es bald wieder eine Veranstaltung zu einem solchen Themenfeld geben. Vielleicht auch nächstes Mal mit Mitwirken unserer Klasse.
Danke für die eindrucksvolle Zeit und die vielen informationsreichen Momente!

Alexandra K. Spanier, 11G2