Mund auf, Stäb­chen rein, Spen­der sein

Özgür Asan lässt sich von seiner Mitschülerin Jacklin Jessica Muurd typisieren. Foto: Schroth

Gießener Anzeiger vom 15. November 2016, Seite 11

TY­PI­SIE­RUNG Schü­ler und Leh­rer der Wirt­schafts­schu­le am Os­walds­gar­ten las­sen sich für Kno­chen­mark­spen­der­da­tei re­gis­trie­ren

GIES­SEN (msh). Al­le 15 Mi­nu­ten er­hält ein Mensch in Deutsch­land die Di­ag­no­se Blut­krebs – das sind 11 000 Neu­er­kran­kun­gen pro Jahr. Ei­ne Stamm­zel­len­spen­de ist oft die ein­zi­ge Chan­ce auf Hei­lung. Doch je­der sieb­te Pa­ti­ent fin­det hier­zu­lan­de kei­nen pas­sen­den Spen­der. Denn für ei­ne Stamm­zell­spen­de müs­sen die Ge­we­be­merk­ma­le des Spen­ders mit de­nen des Pa­ti­en­ten zu 100 Pro­zent über­ein­stim­men. Um­so wich­ti­ger ist es, sich als Spen­der ty­pi­sie­ren zu las­sen. Im Kampf ge­gen die töd­li­che Krank­heit fand jetzt an der Wirt­schafts­schu­le am Os­walds­gar­ten ei­ne sol­che DKMS-Ty­pi­sie­rungs­ak­ti­on statt, bei der sich rund 180 Schü­ler und Leh­rer in der Kno­chen­mark­spen­der­da­tei re­gis­trie­ren lie­ßen.

„Die Ty­pi­sie­rungs­ak­ti­on wird sehr gut an­ge­nom­men“, freu­te sich Jes­si­ca Bö­ne­mann von der DKMS über die gro­ße Be­reit­schaft der Schü­ler, sich als po­ten­ziel­le Stamm­zel­len­spen­der re­gis­trie­ren zu las­sen. „Un­ser Fo­kus liegt ver­stärkt auf den Schu­len, dort gibt es vie­le jun­ge und ge­sun­de Men­schen“, be­ton­te sie. Bö­ne­mann er­klär­te, dass es bei der Blut­stamm­zell­trans­plan­ta­ti­on un­um­gäng­lich sei, dass Spen­der und Pa­ti­en­ten mög­lichst iden­ti­sche Ge­we­be­merk­ma­le aus­wei­sen: „So wer­den Ab­sto­ßungs­re­ak­tio­nen ver­mie­den.“ Die Ge­we­be­merk­ma­le wer­den zwar von den El­tern auf die Kin­der ver­erbt, je­doch fin­de nur ein Drit­tel der Pa­ti­en­ten in­ner­halb der Fa­mi­lie ei­nen ge­eig­ne­ten Spen­der. „Der Groß­teil be­nö­tigt da­her ei­nen frem­den Spen­der und des­halb sind un­se­re Ty­pi­sie­rungs­ak­tio­nen auch so wich­tig“, be­ton­te sie. Bun­des­weit sei­en be­reits über vier Mil­lio­nen Men­schen bei der DKMS re­gis­triert, von de­nen be­reits rund 50 000 Spen­den ver­mit­telt wor­den sei­en.

„Da wird ei­nem erst­mals be­wusst, wie ein­fach man an­de­ren Men­schen hel­fen kann“, sag­te Ober­stu­fen­schü­ler Mar­tin Sze­kers. Schließ­lich sei die Ty­pi­sie­rung per Mund­ab­strich mit ei­nem Wat­tes­täb­chen we­der zeit­auf­wen­dig noch mit Schmer­zen ver­bun­den. Als re­gel­mä­ßi­ger Blut­spen­der war es für ihn ei­ne Her­zens­an­ge­le­gen­heit, die Ak­ti­on als Hel­fer zu un­ter­stüt­zen: „Ich ha­be mich auch so­fort ty­pi­sie­ren las­sen.“ Vie­le sei­ner Mit­schü­ler lie­ßen sich eben­falls nicht zwei­mal bit­ten. „Wenn man die Mög­lich­keit hat, kran­ken Men­schen zu hel­fen, dann soll­te man das auch tun“, ap­pel­lier­te Öz­gür Asan. Ja­cklin Jes­si­ca Mu­urd be­rich­te­te über ei­nen Leuk­ämie-Fall in ih­rer Fa­mi­lie, dem durch ei­ne Spen­de ge­hol­fen wer­den konn­te: „Das war ei­ne schlim­me Zeit für die Fa­mi­lie, denn die Spen­de kam erst ganz spät.“

Die Schu­le hat zu­sam­men mit der DKMS auch schon in der Ver­gan­gen­heit Ty­pi­sie­rungs­ak­tio­nen ver­an­stal­tet – mit gro­ßem Er­folg. Denn im Fe­bru­ar die­ses Jah­res konn­te die ehe­ma­li­ge Schü­le­rin Ni­co­le Schom­bert durch ei­ne Kno­chen­mark­spen­de ei­nem zwei­jäh­ri­gen Mäd­chen hel­fen (der An­zei­ger be­rich­te­te).