Planung Schweitzer-Straße: FFS hat erhebliche Bedenken

Bleibt vorerst stehen: Schnurbaum auf dem Schulhof der FFS. (Foto: Schepp)

Gießener Allgemeine vom 11.10.2013

Gießen (mö). Nach dem Förderverein hat nun auch die Friedrich-Feld-Schule selbst Kritik an der städtischen Planung für die Brachfläche an der Albert-Schweitzer-Straße geäußert.

In einer Stellungnahme zum derzeit öffentlich ausliegenden Bebauungsplan formuliert Schulleiterin Annette Greilich namens der Schulkonferenz »erhebliche Einwendungen« gegen eine weitere Verkleinerung des Schulhofs. Zudem gaben die Eltern der FFS-Schüler/innen eine Resolution für den Erhalt des großen japanischen Schnurbaums ab.

Wie gestern berichtet, hat der Magistrat auf die anhaltende Kritik mittlerweile reagiert. Wie Bürgermeisterin und Planungsdezernentin Gerda Weigel-Greilich (Grüne) ankündigte, wird die Planung, die sich momentan im Stadium des Entwurfs befindet, gestoppt und vorerst nicht abgeschlossen. Vor allem die Belange der beruflichen Schule, die am Standort Neustadt 350 Schüler/innen unterrichtet, sowie der Erhalt des Baums sollen berücksichtigt und geprüft werden.

In der Einwendung zum Bebauungsplan äußert die Schule Zweifel, ob die verbleibende Schulhoffläche von knapp 400 Quadratmetern ausreicht, um alle Schüler im Fall eines Brandalarms aufzunehmen. Zumal der einzige Fluchtweg auch die Zufahrt für die Feuerwehr wäre. Weiterer Kritikpunkt: Im Falle von Bauarbeiten auf dem Parkplatz – die Pläne von Stadt und ihrem Investor sahen bislang zwei mehrgeschossige Wohngebäude vor – würde der Unterricht nun auch auf der Südseite des Schulgebäudes gestört, denn auf der Nordseite seien die Unterrichtsbedingungen aufgrund des Verkehrslärms (Bushaltestelle vor dem Haus) ohnehin alles andere als ideal.

Wie die Eltern setzt sich die Schulkonferenz in ihrer Eingabe an die Stadt auch für den Erhalt des »quartiersprägenden japanischen Perlschnurbaums« ein. Der Baum steht am Rand des Schulhofs und steht der Zufahrt zur Tiefgarage im Weg. Aber das alles steht seit Donnerstag auf dem Prüfstand.

Gießener Anzeiger vom 10.10.2013

Perlschnurbaum könnte erhalten bleiben

GIESSEN (bl). Das Vorhaben in der Albert-Schweitzer-Straße ist umstritten. Der Magistrat plant, dort die Freifläche neben dem Gebäude D der Friedrich-Feld-Schule zu bebauen. Auf massive Kritik stößt dabei schon länger, dass dem ein ausladend gewachsener, jahrzehntealter Japanischer Perlschnurbaum weichen müsste. Nun haben auch der Vorstand des Fördervereins sowie die Gesamtkonferenz der Friedrich-Feld-Schule Einwände gegen den vorliegenden Entwurf erhoben. Insbesondere werden brandschutzrechtliche Bedenken angemeldet. Möglicherweise lenkt die Stadt aber ein. Bürgermeisterin und Baudezernentin Gerda Weigel-Greilich jedenfalls hat im Gespräch mit dem Anzeiger angedeutet, dass das Projekt eventuell zurückgestellt werden könnte, „bis es eine Alternative gibt“.

Der Förderverein lehnt es in einem an die Grünen-Politikerin adressierten Schreiben entschieden ab, „den Restschulhof zum Zwecke einer Bebauung des angrenzenden Parkplatzes nochmals zu verkleinern“. Dann nämlich könne allenfalls noch von einem „Standstreifen“, jedoch nicht mehr von einem Schulhof gesprochen werden, so der Vorsitzende Klaus Bonkowski. Im Fall eines Brandes fänden die im Gebäude unterrichteten 350 Schüler dort keinen Platz mehr – „ganz abgesehen von den Fahrzeugen der Feuerwehr“. Gleichzeitig erinnert Bonkowski daran, dass die Friedrich-Feld-Schule bis zum Jahr 1999 noch über einen „mehr als doppelt so großen“ Schulhof verfügt habe. Um dringend benötigten Parkraum für ein angrenzendes Unternehmen zu schaffen, sei dieser damals „mehr als halbiert“ worden. Ersatz aber habe es nicht gegeben. Eine „nochmalige Verkleinerung“ könne daher nicht akzeptiert werden.

„Wir machen uns erhebliche Sorgen um die körperliche Unversehrtheit der bei einem Brand auf dem Schulhof aufgestellten Schüler im Falle einer ausbrechenden Panik“, heißt es auch in einer am Montag einstimmig verabschiedeten Stellungnahme der Gesamtkonferenz. Und da laut Bebauungsplan nur noch ein einziger Fluchtweg vom Schulgelände bestünde – zurzeit könne noch auf den „schon jetzt extrem kleinen“ Parkplatz ausgewichen werden -, sei nicht gewährleistet, „ob wir der Fürsorgepflicht für unsere Schüler nachkommen können“. Darüber hinaus werden „mindestens während der Bauphase erhebliche Einschränkungen“ befürchtet, die den Schülern während des Unterrichts und in Prüfungen nicht zuzumuten seien.

Als aus ökologischen Gründen nicht nachvollziehbar wird ferner die mögliche Fällung des Perlschnurbaumes bezeichnet. „Neben den quartiersprägenden Eigenschaften hat dieser Baum auch eine besondere Bedeutung für die Aufenthaltsqualität auf dem Schulhof“, kritisieren die Lehrer. Und auch die Eltern der Friedrich-Feld-Schule sprechen sich in einer Resolution für den Erhalt dieses „großen Naturerbstückes“ aus, das schließlich auch ein Blickfang während der Landesgartenschau sein könne. Der Botaniker Dr. Martin de Jong hatte kürzlich in einem Leserbrief ebenfalls darauf aufmerksam gemacht, dass es sich bei dem Gießener Exemplar „nach derzeitigem Wissensstand“ um den fünftgrößten Japanischen Perlschnurbaum in Deutschland handele. Zudem gehöre er zu denjenigen Arten, „die es angesichts des Klimawandels in Zukunft in unseren Städten noch aushalten werden“.

Die Bürgermeisterin räumte nun ein, dass die Vertreter der Friedrich-Feld-Schule „in der Tat gewichtige und bedenkenswerte Gründe“ vorgebracht hätten, die „in dieser Deutlichkeit“ so zunächst nicht berücksichtigt worden seien. „Wir werden das prüfen und in den Abwägungsprozess einfließen lassen“, versicherte Weigel-Greilich. Eventuell müsse überlegt werden, inwieweit die Friedrich-Feld-Schüler von der Albert-Schweitzer-Straße an einen anderen Standort verlegt werden könnten. „Dann bräuchten wir an dieser Stelle gar keinen Schulhof mehr und könnten ganz anders planen.“ Auch der Baum könnte dann wohl stehen bleiben.

Zwar hält auch Annette Greilich die räumliche Teilung der Schule keineswegs für optimal. „Denn das ist für das Zusammenleben der Schüler eher unerquicklich“, betonte die Schulleiterin. Die meisten Gebäude befinden sich an der Nordanlage und in der Georg-Schlosser-Straße. Dennoch gibt Greilich deutlich zu verstehen, dass zuerst sichergestellt sein müsse, wo die Schüler stattdessen untergebracht werden sollten. „In den Hauptgebäuden sind wir nämlich voll bis unters Dach.“

In den vergangenen Wochen hatte sich wiederholt die Gießener CDU gegen den Bebauungsplan ausgesprochen. Dieser sei phantasielos und beeinträchtige die bestehende Wohnlage. Eine „Verdichtung um jeden Preis“, so der Fraktionsvorsitzende Klaus Peter Möller, entspreche nicht verantwortungsvoller Stadtplanung.