Schulprojekt in der Demokratischen Republik Kongo unterstützt durch die WSO

Zu ihrem 100-jährigen Bestehen unterstützte die WSO das Schulprojekt einer privaten Gruppe von Studentinnen und Studenten, die sich dazu entschlossen hatte, nach einer Spendenaktion in den Kongo zu fahren und Schülerinnen und Schüler vor Ort mit Schulmaterial auszustatten.

Lara ist Lehramtstudentin und hat während ihrer Zeit vor Ort ein Praktikum an zwei verschiedenen Schulen gemacht. Die Schulen waren einfache, offenstehende Gebäude mit dünnen Holzwänden als Raumtrenner. Eine Variante war aus Beton ohne Fenster, Türen und Decken oder es gab einfach einen großen Unterstand, in dem vier Klassen in vier verschiedenen Ecken unterrichtet wurden. Auffällig waren überfüllte Klassen mit mindestens 50 Kindern, manchmal sogar mehr.

Faszinierend ist die Freude, mit der der Unterricht trotz uns fremder und herausfordernder Bedingungen abgehalten wird. Es wird viel gelacht, getanzt, gesungen und gemeinsam gebetet. Abgesehen von einer Tafel und unzureichenden Bänken gibt es nichts, auch keine Bücher. Trotzdem haben wir es so empfunden, dass die Lernenden große Lust auf Wissenszuwachs hatten und sich fleißig am Unterricht beteiligten. Jede/r Einzelne kommt zwar nicht so oft zu Wort, wie wir es gewohnt sind, aber die Schülerinnen und Schüler finden eigene Wege, indem sie zum Beispiel die Antworten leise vor sich hinflüstern. Bei jeder Frage wird ein Kind nach vorne gebeten, das die Antwort für alle sagt oder etwas an die Tafel schreibt. Disziplin ist ein großes Thema an kongolesischen Schulen, was durch die Art und Weise erkennbar wird, wie die Lernenden sich verhalten. Sie sind still, hören gut zu und kommen trotz aller Umstände jeden Morgen gepflegt und in einer sauberen Uniform zur Schule.

Der Beruf der Lehrkraft ist im Kongo nicht besonders angesehen, denn die Unterrichtenden verdienen sehr wenig Geld. Wenn es gut läuft, sind es ca. 200 Dollar im Monat. Bildung hat bei vielen Menschen in den ärmeren Vierteln (nicht bei allen!) einen anderen Stellenwert als in Deutschland. Es dreht sich alles um die Beschaffung einfacher, lebenswichtiger Grundlagen.

Das Schulwesen basiert auf dem belgischen Schulsystem, was noch aus der Kolonialzeit stammt. Die Grundschule geht bis zur 6. Klasse. Danach hören viele Kinder mit der schulischen Ausbildung auf, weil die Eltern sich die weitere Bildung nicht leisten können und sie die Kinder möglicherweise für andere Arbeiten brauchen. Früher waren die Schulen privat und Bildung kostete Geld. Mit dem aktuellen Präsidenten Tshisekedi wurden die Schulen öffentlich gemacht und sind nun zugänglich für (fast) alle. Obwohl sie kein Geld mehr kosten, scheitert ein Schulbesuch bei den ärmsten Familien an der verpflichtenden Schuluniform und an fehlenden Materialien. Wir haben gegen Ende eine kleine kongolesische Organisation kennengelernt, die Straßenkinder einlädt und ihnen lebenspraktisches Wissen vermittelt. Die Kinder nähen, reparieren Autos oder lernen zu zeichnen. Die dafür notwendigen Materialien werden ihnen zur Verfügung gestellt. Die Kinder können immer vorbeikommen, sich schulen lassen, beispielsweise etwas nähen und dann auf der Straße verkaufen. Die Organisation ist zwar sehr frustriert über die allgemeine Situation, doch sie möchte vorbeugen, dass die Kinder kriminell werden und auf der Straße überleben, indem sie 1-2 Dollar am Tag mit selbstgemachten Sachen verdienen können. Gerne möchten wir diese Organisation zukünftig auch mit Material unterstützen.

Die Lehrkräfte vor Ort sind ebenfalls nicht glücklich mit der Situation, haben jedoch in keiner Weise Mittel, um daran etwas zu verändern. Sie beklagen sich nicht und versuchen aus allem das Beste zu machen. Manchmal bedeutet das auch, gemeinsam am Boden zu sitzen, im Sand zu schreiben, um Buchstaben zu üben.

Der Abschied in den Schulen war sehr herzlich. Vor allem in der zeitlich intensiveren ersten Praktikumswoche. Es ist immer wieder bewundernswert, wie glücklich und dankbar die Schülerinnen und Schüler doch für uns so unbedeutende Kleinigkeiten gewesen sind.

Am Ende unserer Spendenaktion war eine Summe zusammengekommen, mit der wir während Krieg, Inflation etc. nicht gerechnet hatten. Von insgesamt 4000 €, davon 400 € von der WSO, konnten wir 160 Rucksäcke à 12 Dollar pro Stück kaufen, die wir mit Materialien befüllt haben. Für zwei Schulen konnte zusätzlich ein Vorrat an Stiften und vor allem Papier beschafft werden. Zudem konnten wir aus Deutschland Sachspenden einer Spielzeugfirma mitbringen, die uns freundlicherweise Stifte, Kleber, Scheren und Spielzeug zur Verfügung gestellt hatte.

Wir sind sehr dankbar, dass die WSO unser Projekt unterstützt hat, und freuen uns, wenn wir auch in Zukunft gemeinsame Wege gehen.

Lara und Laetis