„Bestürzt“ über Schwarz-Grün

Gießener Anzeiger vom 22.05.2015

„Bestürzt“ über Schwarz-Grün

Wiesbaden (cc). Mit „großem Erstaunen und Bestürzung“ haben Hessens Berufsschulen auf das Konzept zur Förderung von jugendlichen Flüchtlingen reagiert, das die schwarz-grüne Landesregierung jetzt vorgestellt hat. Das Programm bringe „nicht wirklich etwas Neues“ und schließe Flüchtlinge und Zuwanderer, die älter als 18 Jahre sind, „von der dringend notwendigen Förderung“ aus.

Nach dem Wunsch der Landesregierung soll es Intensivklassen, in denen Flüchtlinge vorzugsweise in Deutsch unterrichtet werden, künftig nicht mehr nur an allgemeinbildenden Schulen geben, sondern auch an beruflichen Schulen. Für den Unterricht von rund 2000 Berufsschülern sollen 150 Stellen bereitgestellt werden.

Der Haken: Das neue Angebot ist nur für jene gedacht, die zwischen 16 und 18 Jahre alt sind. Aber auch die Beschulung der jugendlichen Flüchtlinge bis mindestens 21 Jahre sei „dringend notwendig“, so die Berufsschulen. Diese Jugendlichen würden jetzt „von der Teilhabe an Bildung ausgegrenzt“. Weiter heißt es in einer Erklärung der Arbeitsgemeinschaft der Direktoren an den beruflichen Schulen: Der Streit, ob Kultus- oder Sozialministerium den Unterricht für diese Seiteneinsteiger finanzieren, sei „zulasten der Jugendlichen gelöst“ worden.

Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft ist Annette Greilich, Leiterin der Gießener Friedrich-Feld-Schule. Hier wurde das, was Schwarz-Grün plant, bislang schon modellhaft geprobt. 80 Seiteneinsteiger werden in den Intensivklassen der beruflichen Schulen unterrichtet. „Knapp die Hälfte ist älter als 18 Jahre“, sagt die Schulleiterin. Sie kommen aus Somalia, Eritrea, Afghanistan und dem Mittleren Osten. „Ich wäre glücklich, wenn alle Schüler so bereitwillig lernen würden“, so Annette Greilich, Ehefrau von Wolfgang Greilich, Landtagsabgeordneter der FDP, die ganz ähnliche Kritik an dem schwarz-grünen Konzept geäußert hat.

An der Gießener Modellschule zeichnet sich ab, dass die ersten Flüchtlinge an weiterführende Schulen wechseln werden. Andere wollen eine Ausbildung machen. Für Annette Greilich ist das ein Beleg dafür, dass auch jugendliche Zuwanderer, die älter als 18 Jahre sind, eine Chance auf Bildung und Ausbildung bekommen müssen. Denn die Schulleiterin ist sich sicher: „Die gehen nicht mehr zurück.“