Gießener Anzeiger vom 23.09.2023, Seite 29

»Die Leidenschaft ist geblieben«

Jonas Dormagen ist neuer Schulleiter der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten

Jonas Dormagen ist der neue Schulleiter an der Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten, nachdem Annette Greilich zum 1. Februar in den Ruhestand verabschiedet wurde. Der studierte Diplom-Physiker gibt im Anzeiger-Interview Auskunft über seinen beruflichen Werdegang und seine Ziele

Herr Dormagen, Sie sind Diplom-Physiker, wie kamen Sie zum Lehrerberuf?

Ich bin ein echter Quereinsteiger. Ich habe hier in Gießen Physik studiert, mit Diplom abgeschlossen und arbeitete zunächst rund sechs Jahre als »Senior Internetworking Operations Engineer« in der freien Wirtschaft bei einem internationalen Telekommunikationskonzern in Frankfurt am Main. Da war ich viel unterwegs, hatte viele internationale Begegnungen, von denen ich noch heute profitiere. Die Erziehung unserer Kinder begleitete damals in erster Line meine Frau, die mich in beruflichen Angelegenheiten stets unterstützte und mir den Rücken stärkte. Als sich zufällig die Möglichkeit ergab, bin ich in den Lehrerberuf eingestiegen, habe das Referendariat nachgeholt und habe anschließend die Fächer Informatik, Mathematik und Physik zuerst in Limburg, später in Weilburg unterrichtet, aber immer an beruflichen Schulen. Darüber hinaus war ich für zwei Jahre, von 2010 bis 2012, an das Hessische Kultusministerium und von 2015 bis 2017 an das Staatliche Schulamt in Weilburg, jeweils mit einer halben Stelle abgeordnet.

Sie kommen aus Runkel, waren unter anderem in Limburg, Weilburg und Dillenburg tätig – zuletzt auch als Schulleiter. Welche Beweggründe hatten Sie, nach Gießen zur Wirtschaftsschule am Oswaldsgarten zu wechseln?

Durch mein Studium habe ich noch enge Kontakte nach Gießen, die nie abgerissen sind, auch zwei meiner Kinder studieren hier. Das ist das eine. Zum anderen war ich während meiner Tätigkeit in der freien Wirtschaft sehr viel international unterwegs. Die WSO möchte sich internationaler aufstellen, sich zum Beispiel an Erasmus-PLUS Projekten beteiligen. Ich denke, da kann ich aufgrund meiner beruflichen Erfahrungen bei der Aufbauarbeit wichtige Hilfestellungen geben. Und zum Dritten hat es mich gereizt, wieder an einem beruflichen Gymnasium tätig zu sein.

Ihre Vorgängerin Annette Greilich hat die Schule über Jahre wesentlich geprägt. Wie war der Neueinstieg, die ersten Begegnungen mit dem Kollegium?

Ich kenne Frau Greilich durch verschiedene Begegnungen, denn der Kreis der beruflichen Schulen ist überschaubar. Ich schätze die langjährige Expertise von ihr sehr und möchte ihre erfolgreiche Arbeit weiterführen. Hier arbeitet ein tolles Kollegium, das mich herzlich aufgenommen hat und alle freuen sich darauf, die Internationalisierung der Schule gemeinsam voranzubringen. Die Zeit der Vakanz hat die restliche Schulleitung sehr gut gemeistert. Sie hat nicht nur das neue Schuljahr vorbereitet, sondern auch das alte souverän beendet. In diesem Zusammenhang sollen Zeugnisdruck und Verabschiedungen nur zwei Stichworte sein. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung.

Neben den vielen administrativen Aufgaben unterrichten Sie noch die Fächer EDV, Mathematik und Physik. Macht Ihnen das nach so vielen Jahren noch Spaß?

Ich bin jetzt 55 Jahre alt und die Leidenschaft für das Unterrichten ist geblieben. Wenn ich junge Menschen in ihrer persönlichen Entwicklung unterstützen kann – thematisch müssen es nicht immer fachliche, naturwissenschaftliche Phänomene sein – macht mich das glücklich und zufrieden.

Was machen Sie außerhalb der Schule?

Ich komme aus dem wunderschönen Ort Runkel-Arfurt bei Weilburg und bin dort auch verwurzelt. Ich bin dort samt meiner Familie immer wohnen geblieben, egal wo ich tätig war. Dort engagieren wir uns als Familie sowohl sportlich wie auch gesellschaftlich. Den Arbeitsweg von dort hierher bestreite ich übrigens oft mit dem ÖPNV. Das hat bisher ganz gut geklappt.

Abschließend noch ein aktuelles Thema: Zurzeit wird die Turnhalle als Notunterkunft für unbegleitete Flüchtlinge benötigt. Wie gehen Sie damit um?

Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns gerne stellen. Das ist keine Frage. Natürlich ist es sehr herausfordernd, denn unsere Schüler benötigen einen regelmäßigen Sportunterricht, zumal sie in diesem Fach auch Noten für das Abitur einbringen. Dank des guten Wetters waren die Kolleginnen und Kollegen sehr kreativ und haben den Sportunterricht spontan ins Freie, auf die Lahnwiesen, verlegt. Andererseits hat die Stadtverwaltung für Lösungen gesorgt und uns Ausweichsportstätten angeboten. Dafür bin ich sehr dankbar und nehme das Angebot gerne an.

Foto: Czernek/ von BZN