Führen ist anstrengend

Dr. Wilfried Vyslozil, Vorstand der „SOS Kinderdörfer weltweit“, diskutiert mit der Klasse 11 G 4 der Friedrich-Feld-Schule über seinen Job. Foto: Ewert
 

Gießener Anzeiger vom 18.07.2014

SOS Kinderdörfer-Chef: Führen ist anstrengend

GIESSEN (ewe). Die Klasse 11G4 der Friedrich-Feld-Schule (FFS) Gießen hat sich für die Teilnahme an der Schüleraktion „Chef für einen Tag“ qualifiziert. (Der Anzeiger berichtete). Dr. Wilfried Vyslozil. Chef der SOS Kinderdörfer weltweit, besuchte gestern die Klasse in der Aula der Schule, begleitet von Susanne Theisen-Canibol, Projektleiterin der Schüleraktion „Chef für einen Tag“, und Christine Kuhl von der Beratungsgesellschaft Odges Berndtson.

Schulleiterin Annette Greilich, Abteilungsleiter Holger Volkwein, die Lehrer Kirsten Scholl und Tim Weiler sowie die Schüler Vanessa Rinker und Fabian Geier begrüßten Vyslozil, Vorstand der SOS Kinderdörfer weltweit. Welcher Friedrich-Feld-Schüler einen Tag lang auf dem Sessel des SOS-Kinderdörfer-Chefs Platz nehmen darf, entscheidet sich in einem Auswahlverfahren im September. Dann treffen sich alle zehn hessischen Schulklassen mit insgesamt über 200 Schülern im südhessischen Seeheim-Jugenheim zu einem „Casting-Wochenende“. Dort fällt nach vielen Gesprächen und Aktionen die Entscheidung.

Gewonnen haben deshalb schon jetzt alle Schüler, die daran teilnehmen dürfen und dabei nur lernen – und sich selbst besser kennenlernen – können, so Schulleiterin Greilich, die die Schüleraktion „Chef für einen Tag“ als „spannende Aktion, einmalige Chance, super Perspektive“ und als Anreiz für ein anzustrebendes möglichst gutes Abitur bezeichnete. „Eine solche Hilfestellung für die Zeit nach der Schule ist nicht jedem zugänglich“, machte Greilich das Besondere an der Schüleraktion deutlich.

Dr. Vyslozil, seit 20 Jahren für die SOS Kinderdörfer tätig und seit sechs Jahren als Vorstand der SOS Kinderdörfer weltweit mit Sitz in München, ist Vater von drei erwachsenen Kindern, besuchte Schulen in Schottland und Österreich und studierte in Wien und Linz. Vyslozil bekannte, in seiner eigenen Schulzeit nicht die Chance gehabt zu haben, „auch nur fünf Minuten in eine relevante Wirtschaftsrealität hineinschauen zu können“. Dennoch sei er mit 35 Jahren Chef geworden, um heute zu erkennen, dass das fünf Jahre zu früh gewesen sei. „Führen ist ziemlich anstrengend“, ließ er die FFS-Schüler wissen, um ihnen dennoch Mut zu machen, die Herausforderungen anzunehmen, die sich auf dem Weg an die Spitze zu Hauf stellen werden.

1949 rief Hermann Gmeiner die SOS-Kinderdörfer ins Leben. Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Familie haben, in der es in Geborgenheit aufwachsen kann. Daraus ist eine weltweite Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert, aber laut Vyslozil als Wirtschaftsunternehmen nach marktwirtschaftlichen Kriterien funktionieren muss. 549 Kinderdörfer und mehr als 1800 Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekten und der SOS-Familienhilfe in 136 Ländern gehören dazu.