„Wenn nur ein Unfall verhindert wird, …“

Gießener Anzeiger vom 19.09.2015

„Wenn nur ein Unfall verhindert wird,  …“

GIESSEN (jl). Auch wenn durch Maßnahmen wie das Präventionsprojekt BOB die Zahl der alkoholbedingten Unfälle deutlich reduziert werden konnte, sind junge Menschen immer noch mit am höchsten an Verkehrsunglücken beteiligt. Um dem entgegenzuwirken, hat das Gesundheitsteam der Friedrich-Feld-Schule Gießen unter Leitung von Mirko Eckhardt gestern Vormittag einen Präventionstag für die Schüler der zwölf Klassen veranstaltet und sich dazu Profis geholt. Neben den Beamten der Direktion Verkehrssicherheit/Sonderdienste des Polizeipräsidiums nahmen Kräfte der Feuerwehr Gießen Mitte, des Deutschen Roten Kreuzes, der Johanniter Unfallhilfe, der Dekra, der Techniker Krankenkasse und der Barmer Gek sowie Mitarbeiter der Agentur Serviceplan, die für das Bundesverkehrsministeriums das Projekt „Runter vom Gas“ betreuen, an der Aktion teil.

Zunächst bekamen die Schüler auf dem Pausenhof von Feuerwehr und DRK eindrucksvoll die Rettung eines nach einem Unfall in seinem Auto eingeklemmten Menschen und dessen medizinischer Erstversorgung gezeigt. Hierzu hatte das Abschleppunternehmen Burgard ein Schrottauto zum Zerlegen zur Verfügung gestellt.

Anschließend folgten in Klassenräumen verschieden Vorträge sowie auf dem Hof und in der Aula Mitmachangebote. So erklärte ein Rettungsassistent der Johanniter, welche Verletzungsfolgen vermieden werden können, wenn bestimmte Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden. Ein Ingenieur der Dekra zeigte auf, welche Gefahren, Folgen, und rechtliche Konsequenzen das Manipulieren von Fahrzeugen, sprich „frisieren“ haben kann. In unterschiedlichen Vorträgen behandelten Mitarbeiter der Techniker Krankenhasse die Problematik des „Komasaufens“ und Kollegen der Barmer Gek des Drogenkonsums.

Währenddessen konnten andere Schüler auf dem Pausenhof bei einer Fahrt durch einen Parcours mit dem Tretkart den Einfluss von Alkohol mittels einer sogenannten Rauschbrille testen oder in der Aula an einer elektronischen Lichterwand ihre Reaktionsfähigkeit unter Beweis stellen. An einem anderen Stand der Polizei wurde ihnen die Teilnahme an der BOB-Aktion schmackhaft gemacht.

Erstmalig in Hessen war auch die sogenannte Ablenkungsstraße der Aktion „Runter vom Gas“ aufgebaut. Eine 14 Meter lange Gummiplane mit aufgestellten Hindernissen, wie sie im Straßenverkehr plötzlich auftauchen können, sollte verdeutlichen, welche Strecke ein Fahrzeug mit 50 km/h in einer Sekunde zurücklegt. Hintergrund ist die Tatsache, dass etwa ein Drittel der Verkehrsunfälle Ablenkung als Ursache hat. Gerade jungen Verkehrsteilnehmen soll damit klar gemacht werden, wie gefährlich Unaufmerksamkeit durch den Gebrauch von Handys oder andere Nebensächlichkeiten während der Fahrt sind.

Allein das Nehmen eines sich meldenden Handys, der Blick darauf und das anschließende Wiederorientieren auf das Verkehrsgeschehen benötigt mehrere Sekunden. In der Stadt bedeutet dies zum Beispiel bei fünf Sekunden, und das ist noch wenig, einen Blindflug von 70 Metern. Hinzu kommen noch die Reaktionszeit und der Anhalteweg, sodass man schnell bei über 100 Metern ist. Viel zu lange, um beispielsweise einen Zusammenstoß mit einem auf die Fahrbahn laufenden Kind zu vermeiden. Die teilnehmenden Organisationen wie auch Mirko Eckhardt sind vom Erfolg des Präventionstages überzeugt, oder wie Polizeihauptkommissar Dirk Bepler es formulierte: „Wenn wir damit nur einen schweren Unfall haben vermeiden können, dann war der Tag erfolgreich.“