Café auf dem Elefantenklo

Schüler mit einem Modell des Elefantenklocafés.                                                                   Foto: Friese

 

 Gießener Anzeiger vom 27.06.2015

Café auf dem Elefantenklo

Giessen (ies). Ein Café auf dem Elefantenklo, freies WLan im Seltersweg und mehr bezahlbare Parkplätze: Die Wünsche der Gießener an die Innenstadt sind vielfältig. In einer Projektarbeit haben sich Berufsschüler der Ausbildung zu Außenhandelskaufleuten der Friedrich-Feld-Schule spezielle Themenbereiche der Innenstadtplanung vorgenommen und mittels repräsentativen Umfragen Verbesserungsvorschläge und Wünsche der Innenstadtbesucher eruiert. Der Geschäftsführer des BID Seltersweg Markus Pfeffer lobte den Einsatz und bedankte sich bei der Präsentation der Ergebnisse sehr für die Unterstützung, von der die zukünftige Innenstadtplanung stark profitieren kann.

Eine Gruppe hatte beispielsweise gezielt Kunden nach der Qualität des Seltersweges als Einkaufsstraße befragt. Neben besonderen Wünschen, wie nach einem Bioladen oder gar einem Sex-Shop, belegte die Umfrage eine vielfältige und gelungene Einkaufsstruktur. „Die Lage ist sehr beliebt“, so einer der Hauptpunkte. Lediglich beim Thema Baustellenplanung und Sauberkeit stieß der Seltersweg bei einigen Befragten auf Kritik. Ein Aspekt, der für das BID Seltersweg große Wichtigkeit hat und in kommende Planungen mit einbezogen werden soll. Eine weitere Gruppe beschäftigte sich mit den Parkmöglichkeiten. „Sind Parkplätze in ausreichender Anzahl vorhanden? Wie ist die Preisgestaltung? Was kann verbessert werden?“, lautete die Fragestellung dieser Gruppe. Abgesehen von den teilweise teuren Parkplätzen und einer zu knapp bemessenen Höchstparkdauer – gerade im innerstädtischen Bereich – ist die Gruppe auf wenig Kritik gestoßen.

Anders als der zweite Punkt der Auswertung. Hier wünschte sich die Mehrheit der Befragten eine öffentliche Toilette im Seltersweg, jedoch mit der Einschränkung, dass diese auch regelmäßig gereinigt werde. Ein Wunsch, deren Kostengestaltung als eher schwierig eingestuft wurde. Auch wurde in die Umfrage die Möglichkeit der „Netten Toilette“ mit einbezogen. Die Umfrage zeigte jedoch, dass keines der teilnehmenden Geschäfte und Einrichtungen im Seltersweg liegt. Ein weiterer Projektpunkt war die Barrierefreiheit. Mittels Selbsttest mit Rollstuhl haben sich die Schüler die Geschäfte angesehen. 13 von 67 Geschäften sind demnach nicht bis schlecht zu erreichen, da Stufen oder Podeste einen barrierefreien Zugang unmöglich machen. Mit einer Investition von einer mobilen Rampe zu etwa 180 Euro gaben die Schüler eine günstige, sehr effektvolle Lösung mit auf den Weg. Aber auch Gangbreite, Kabinen- und Aufzuggröße wurden überprüft und vielerorts als verbesserungswürdig eingestuft.

Großen Anklang bei den Befragten erfuhr die Gruppe „Elefantenklo“. Bei einer Frequenz von rund 18 000 Passanten täglich, ist die stadtbekannte Fußgängerüberführung nach Meinung der Schüler der optimale Platz für ein Café. Eine These, der 70 Prozent der Befragten sofort zustimmten. Und so übernahmen die Schüler kurzerhand den Modellentwurf eines mobilen Café-Trailers, der mit festen Sitzgelegenheiten und einem fair gehandelten Kaffeeangebot fast augenblicklich eröffnen könnte. Auch hat es schon Gespräche eines potenziellen Interessenten mit der Stadt gegeben, weitere Interessenten zur Umsetzung ständen nach Aussage von Markus Pfeffer schon parat.

Pfeffer lobte zudem die Idee, das Café komplett mit Bio-Kaffeebechern zu betreiben, die nach kurzer Zeit von selbst verrotten. Eine Möglichkeit, die ein enormes Müllproblem in der Stadt reduzieren könnte – auch bei anderen Anbietern, wie Pfeffer sogleich die Idee aufgriff. Und dies soll nicht die Einzige sein, die aus dem ambitionierten Projekt unter Leitung von Klassenlehrer Mirko Eckhard und Referendarin Caroline Volk in künftige Planungen mit einfließen soll. Als Dankeschön gab es einen Kinobesuch für jeden der Schüler vom BID Seltersweg.