Wider das Vergessen

Die Klasse 11G2 war die erste, die sich gestern die Ausstellung ansehen konnte. Mit dabei von links die FFS-Lehrer Jan Binkhoff  (stellvertretender Schulleiter), Edeltraud Alavi und Wolfgang Dietz sowie von rechts Gunter Ackermann und Dr. Thomas Kleimann. Foto: Ewert

Gießener Anzeiger vom 31.01.2015

GIESSEN (ewe). „Die historische Wahrheit kund und zu wissen tun“- so lautet der Titel einer vom hessischen Hauptstaatsarchiv konzipierten Ausstellung zur justiziellen Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Hessen, die gestern in der Friedrich-Feld-Schule (FFS) eröffnet wurde. Ergänzt durch eine Dokumentation aus Bildern und Erfahrungsberichten einer Studienfahrt von Schülern mit ihrem Lehrer Gunter Ackermann, ist die Ausstellung mit ihren 48 Schautafeln auf den Fluren dreier Stockwerke des FFS-Hauptgebäudes zu sehen.

Die historische Schau, die die Spitze des Schreckens, des Leidens und der Unmenschlichkeit im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zum Inhalt hat, richtet sich nicht nur an die insgesamt 1300 Schüler der Friedrich-Feld-Schule, sondern an alle, die an dem Thema interessiert sind. Und das sollten, angesichts der kollektiven Verantwortung, möglichst viele sein. Vor allem die jungen Generationen, beispielsweise in Form von Klassenverbänden anderer Schulen, sind zum Besuch der Schau zwischen 13.15 und 15 Uhr eingeladen. Die FFS bittet wegen Terminierungen um Kontaktaufnahme über das Sekretariat der Schule unter der Telefonnummer 0641/306-3101 oder 306-3102. Lehrkräfte können zur Vorbereitung einen Ausstellungskatalog erhalten. Kontaktlehrer sind Wolfgang Dietz und Edeltraud Alavi. Weiter zeichnen die Lehrer Gunter Ackermann und Christoph Habedank für die Dokumentation verantwortlich, die bis zum Ende des Schuljahres zugänglich sein wird.

Es empfiehlt sich, den Rundgang durch die Ausstellung mit dem ersten Exponat im Erdgeschoss zu beginnen und dann der Chronologie zu folgen. Ernste und betroffene Gesichter der Schüler der Klasse 11G2 sowie der bei der kleinen Eröffnung gestern Vormittag anwesenden Lehrer machten deutlich, dass Inhalt und Aufmachung der Ausstellung, vor allem auch das gezeigte Fotomaterial, innere Erschütterung auslösen: Judenverfolgung in Deutschland zwischen 1933 und 1939, Deportation und Gettoisierung mit Beginn des Zweiten Weltkrieges sowie der Übergang zum systematischen Massenmord mit Auschwitz als Gipfel des Grauens bilden die Themen der Schau, die, so Edeltraud Alavi bei der kurzen Einführung, niemals in Vergessenheit geraten dürfen.

„Mir fehlen die Worte … ich war geschockt, sprachlos, wütend, fassungslos, ich hatte ein unbeschreibliches Gefühl der Trauer“, zitierte Alavi aus dem Bericht des FFS-Schülers Adem H. nach dem Auschwitz-Besuch im letzten Jahr. „Meiner Meinung nach müsste es Pflicht sein, dass jeder Bundesbürger ein ehemaliges KZ besuchen muss. Wir in Deutschland müssen damit verantwortungsvoll umgehen. Wir dürfen nicht verdrängen und vergessen“, so der Schüler, der wohl für alle seine Mitschüler spricht, in seinem Bericht, der auch Teil der Ausstellung ist. Man solle sich vor Augen führen, dass erst vor 70 Jahren mit der Befreiung von Auschwitz und dem Ende des Krieges Schluss mit diesen Verbrechen war, „die genau in einem Land passiert sind, wo wir unser Leben haben, in dem es uns gut geht, wo wir in Freiheit leben können“. Wider das Vergessen: Noch in 300 Jahren sollen die Menschen wissen, wozu Menschen in der Lage sind.

 

Gießener Allgemeine vom 05.02.2015

Geschockt, sprachlos, wütend
Ausstellung über NS-Verbrechen und Bilder einer Auschwitz-Fahrt an Friedrich-Feld-Schule

G i e ß e n (pd). Bis Ende dieses Jahres wird die Ausstellung »Die historische Wahrheit kund und zu wissen tun« In zahlreichen hessischen Städten zu sehen sein. Derzeit sind die 48 Schautafeln, auf denen es um die justizielle Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Hessen geht, in den Fluren des Hauses A der Friedrich-Feld-Schule (1. bis 3. Stock) zu sehen.Die Ausstellung läuft bis zum 27. Februar und ist auch für den Besuch interessierter Klassen anderer Schulen sowie für alle, die an dem Thema interessiert sind, von 13.15 bis 15 Uhr geöffnet (Anmeldung über das FFS-Sekretariat, Tel. 306-3101, -3102. Kontaktlehrer sind Wolfgang Dietz und Edeltraud Alavi).

Anlässe der vom Hessischen Staatsarchiv erarbeiteten Wanderausstellung sind der 50. Jahrestag des Auschwitz-Prozesses vor dem Frankfurter Landgericht sowie der 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz. Unter der Überschrift »Sprach- und Fassungslosigkeit « sind außerdem Erfahrungsberichte und Bilder einer Studienfahrt aus dem vergangenen Jahr von Friedrich-Feld-Schülern nach Auschwitz zu sehen. Verantwortlich für diese Ausstellung sind Gunter Ackermann, Edeltraud Alavi und Christoph Habedank. »Ich war geschockt, sprachlos, wütend, fassungslos, hatte ein unbeschreibliches Gefühl der Trauer«, beschreibt Adem H. seine Empfindungen nach dem Besuch des Konzentrationslagers. »Die Dimensionen, in denen diese kaltblütigen, sinnlosen Morde begangen wurden, sind einfach nur erschreckend«, schreibt Stefan R. nach dem Besuch der Orte des Grauens und des Völkermordes.

Die historische Schau habe die Spitze des Schreckens, des Leidens und der Unmenschlichkeit im dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte zum Inhalt, sagten der stellvertretende Schulleiter Jan Binkhoff und Edeltraud Alavi bei der Ausstellungseröffnung. Es empfiehlt sich, den Rundgang durch die Ausstellung mit dem ersten Exponat im Erdgeschoss zu beginnen und dann der Chronologie zu folgen. Die Ausstellung kann auch anhand eines von Wolfgang Dietz und Dr. Thomas Kleimann konzipierten Fragebogens erkundet werden.